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Kleine Geschichtchen aus dem Schulalltag

Unsere Klassenlehrerin von der 8.-10 Klasse stellte uns in der 9. Klasse täglich vor die Wahl, wenn wir im Unterricht sehr aufmerksam sind und gut mitarbeiten, dann ließt sie uns in den letzten 10 min vor Stundenende, aus dem Roman „Die Elenden“ vor, oder wir lernen die volle Zeit.  Das war toll, denn ohne Geschichte von Jean Valjean wollten wir keinen Unterricht beenden.

Das gabs leider auch bei uns in der 6. Klasse:   Wir hatten eine Russisch-Lehrerin, die es einmal sehr schwer hatte, unsere Klasse zum Unterrichtsbeginn, zur Ruhe zu bringen. Wir redeten alle durcheinander, beachteten nicht die Lehrerin und hörten nicht auf ihre Aufforderung, uns leise und ordentlich in die Bankreihen zu setzen. Meine Mutter war in der Schule als Elternaktiv-Vorsitzende und hatte organisatorische Dinge mit dem Direktor zu klären. Sie hörte schon den Lärm auf dem Treppenabsatz und glaubte, es sei noch Pause. Kam zu uns in die Klasse, war entsetzt die Russisch-Lehrerin völlig entnervt und verzweifelt am Lehrertisch stehen zu sehen und mußte sich bei uns Schüler erst durch ganz lautes Sprechen Gehör und Aufmerksamkeit verschaffen.

Die Russisch-Lehrerin ging dann aus dem Klassenzimmer raus, meine Mutter hielt der Klasse eine Standpauke und verschwand dann.  Ich kam nach dem Unterricht heim und Mutter erzählte mir, daß nun wegen des Vorfalls eine Lehrerkonferenz einberufen wird. Die Ru.-Lehrerin blieb darauf einige Tage zu Hause und sonst gabs keine Bestrafung für uns. So was passierte nie wieder.

Ein Deutsch-Lehrer hatte noch den früheren Schuldrill an sich. Wir Schüler der 5. Klasse mußten bei ihm immer ganz akkurat- gerade in der Schulbank und mit beiden Händen auf dem Schulbanktisch, sitzen. Wenn geschwatzt wurde, dann kam es auch vor, daß er ein Schlüsselbund durch die Klasse warf und es den Schüler traf.

Eine Lehrerin hatte sehr dicke Beine und ich malte diese als Karrikatur , mit der Bemerkung -Plumpsbein- auf einen Zettel und dieser wanderte dann im Unterricht durch die Bankreihen . Die Lehrerin beobachtete nun eine Weile die Zettelweitergabe und kurz vor Stundenschluß nahm sie einem Schüler den Zettel ab.  Sie schaute auf die Zeichnung, ich bekam Muffensausen, aber es passierte nichts. Zum Schulschluß gings ab nach Hause, aber auch da gabs keinen Ärger und am nächsten Tag war alles wie bisher.

Ein schöner Sommertag, Sportunterricht als letzte Schulstunde. Unsere Klasse, 9. Schuljahr, hatte keine Lust drauf, Baden gehen machte mehr Freude und so wurde der Unterricht geschwänzt. Am nächsten Tag ein Donnerwetter vom Direktor, aber kein Klassentadel.

Aber sonst waren wir eine immer folgsame, artige Schülertruppe.

10 Kommentare zu “Kleine Geschichtchen aus dem Schulalltag

  1. Hihi – das sind ja wieder lustige Erinnerungen. Aber so ganz brav scheint ihr doch nicht gewesen zu sein.
    Ja, manche Lehrer konnte man leiden und hatte ein gutes Verhältnis. Anderen wurde das Lehrersein schwer gemacht 😈
    Danke für die nette Geschichte, liebe Grüße von Kerstin.

  2. Hallo Brigitte,
    jaja brav seid Ihr auch nicht gewesen 🙂
    War lustig zu lesen!

    Wir hatten auch mal eine Lehrerin, vor der niemand Respekt hatte. Keiner hat aufgepasst, es war immer laut. Ist schon merkwürdig, dass manche Lehrer es einfach nicht geschafft haben, Respekt zu erzeugen….

    Liebe Grüße
    Katinka

  3. Liebe Brigitte,

    schön deine Schulerinnerungen. Ich muss sagen, Schule geschwänzt habe ich nie – ehrlich nicht. Da hatte ich doch zuviel Angst vor der Bestrafung :mrgreen:
    An meine Lehrer kann ich mich auch teilweise noch sehr gut erinnern. Ja, manchmal kommt man dann einfach ins Träumen und ich vergleich dann mit den Lehrern und der Schulsituation heute bei meinem Kleinen (7, Klasse). Hat sich doch alles sehr geändert.

    Liebe Grüße

    Ilona

  4. Hallo Brigitte!
    Wie ich das so lese, hoppla da kommt mir meine Schulzeit in Erinnerung. Vor allem wie Du über Deinen Deutschlehrer berichtest. Ich habe noch den Thrill der deutschen Wehrmacht erfahren, unser Lehrer war mit Stolz Oberstleutnant der deutschen Wehrmacht gewesen und hatte schon zu Kaisers Zeiten als Fähnrich gedient. Eine gute Sache hat er uns mit seinem Drill beigebracht, er lehrte uns die Sütterlinschrift in akkurater Reinstform. So schreibe ich noch heute meine privaten Aufzeichnungen in Sütterlin. Ein Kulturgut, das weitgehend verloren gegangen ist. Oft stehen jüngere Menschen vor alten Schriftenstücken über die Geschichte ihrer Vorfahren und können die oft so spannenden Dinge nicht lesen.

    Eine gute Zeit wünscht dir und Deinem Männe.
    Peter.

  5. Guten Morgen, liebe Brigitte 🙂

    hach, das ist spannend … danke für deine Erinnerungen an die Schulzeit und Lehrer! ich glaube, manche Dinge erleben alle Schüler mal – Lehrer, die genau wissen, wie sie ihre Kids bei der Stange halten können, und andere, die es einfach nicht schaffen. So eine Lehrerin wie Eure Russischlehrerin hatten wir auch, in Bio – sie konnte sich absolut nicht durchsetzen, und an manchen Tagen war es ganz schlimm – mir tat sie immer leid.

    Ein Lehrer von uns, noch von der alten Garde, erzählte gern von seinen Kriegserlebnissen – auch mitten während Klassenarbeiten, da setzte er sich dann zu irgendeinem Schüler dazu (meist zu einem, der in Physik gut war) und der bekam dann die Stories zu hören. Ein und derselbe Lehrer benutzte mich mal als Anschauungsobjekt, indem er mir die Haare kämmte und die elektrostatische Aufladung damit demonstrierte (natürlich völlig unverfänglich *g* – heute hätte er wahrscheinlich eine Klage an den Hals gekriegt) ..

    etc .. es gibt so viele Stories 🙂

    Geschwänzt hab ich öfter mal *zugeb* .. vor allem später, als ich mir die Entschuldigungen selbst schreiben durfte, weil ich 18 war. Und Sportunterricht ..oh je .. das Schlimmste ..auch den hab ich öfters geschwänzt.

    Ganz liebe Grüsse an dich 🙂
    Ocean

  6. „Aber sonst waren wir … “ – na, liebe Brigitte, jetzt muss ich schmunzeln – das reicht doch eigentlich auch. Die Elenden – meinst du Les Misérables von Victor Hugo? Ach ich bin blöd … Valjean ist ja nicht der Autor sondern so heißt die Hauptperson. Ich war grad auf dem völlig falschen Dampfer. Dieser Roman wurde bei uns nicht behandelt, ich habe ihn erst Jahre später kennengelernt. Da sieht man mal wieder, welche unterschiedlichen Blickwinkel das jeweils andere Deutschland doch hatte. Ich finde deine Erinnerungen unglaublich spannend. Mach bitte weiter so!
    Liebe Grüße
    Elke

  7. Liebe Brigitte!
    Ja, deine Berichte sind immer wirklich spannend zu lesen und kommen mir wie ein „Fortsetzungsroman“ vor. 😉 Bitte noch mehr davon.
    Bleib schön gesund und munter und liebe Grüße, Christa

  8. Liebe Brigitte!

    Wir hatten in der 4. Hauptschulklasse eine Deutsch-Lehrerin, die uns nicht Herr wurde. Immer wieder lief sie heulend aus der Klasse.
    Ich habe bei solchen „Hexenjagden“ nie mitgemacht. Im Gegenteil.
    Im Gegenstand Kochen aß unsere Kochlehrerin natürlich das Essen mit uns mit.
    An den meisten Esstischen meinten schon vorweg einige meiner Klassenkameradinnen, dass die Lehrerin dort nicht sitzen soll.
    Ich richtete automatisch für die Kochlehrerin den Essplatz an unserem Tisch her und sie saß während des ganzen Jahres nur hier.
    Nach der Zeugnisverteilung rief sie mich zu sich ins Konferenzzimmer und überreichte mir ein Buch mit besten Wünschen. Dieses Buch – Wolfsjunge- habe ich immer noch.
    Schon damals hatte ich anscheinend das Helfersyndrom, das mein weiteres Leben immer wieder bestimmte. Ich mag es nicht, wenn auf Schwächere „getreten“ wird.
    Lieben Gruß
    Lemmie

  9. Oh liebe Brigitte,

    ein Auszug aus den „Elenden“ war bei uns Pflichtlektüre. Es ging um den Jungen Gavroche. Ich muß aber zugeben, daß ich den Rest des Romans bis heut nicht gelesen habe.
    Auch wir hatten eine Lehrerin, bei der keiner spurte und jeder sein eigenes Ding durchzog. Bis auf eine einzige sind aber alle anderen Lehrer in sehr guter Erinnerung und wir haben nächsten Monat unser 30-jähriges „Aus-der-Schule-Jubiläum“.

    Herzliche Grüße
    Petra

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