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Erinnerung

Damals, es war 1952, ein Interview mit mir als 7-Jährige, als meine Mutter im Gebäude des FDGB-Bezirksvorstandes, in der Wallstraße, Berlin-Mitte anstand, um einen der ersten FDGB-Ferienreise -Schecks an die Ostsee zu bekommen. Ich stand neben ihr und zu mir kam jemand vom Berliner Rundfunk, der mit mir zu einer riesengroßen, farbigen Weltkarte am anderen Ende des Raumes ging, die sehr hell angestrahlt wurde und befragte mich dann, wohin meine Eltern mit mir fahren.

Ich antwortete an die See und was ich dort machen würde, sagte ich, mit Eierpampe spielen. Was ich noch so erzählte, weiß ich nicht mehr.

Meine Mutter erzählte mir dann, daß wir 14 Tage Sommerurlaub in Kühlungsborn machen.

Dieses Interview wurde dann einige Tage später vom Berliner Rundfunk gesendet, als meine Mutter beim Nähen in der Küche an der Nähmaschine saß und ich daneben mit meiner Puppe spielte. Das Radio war nicht an. Unsere Nachbarin klingelte bei uns, die diese Reportage hörte, meine Stimme erkannte und nun meine Mutter aufforderte, das Radio einzuschalten. Leider hörten wir dadurch von mir nur noch wenige Worte von der Rundfunk-Reportage- Aufzeichnung.

Als wir damals in Kühlungsborn ankamen, gings erstmal zur Unterkunft und dort war eine steile Treppe, die von meinen Eltern für mich recht gefährlich eingeschätzt wurde, weil ich da vielleicht runterfalle und so bekamen wir ein anderes, parterre gelegenes Quartier zugewiesen. Dort hatten wir ein großes, helles Zimmer und in dem stand auch eine Kommode mit 3 großen Schubfächern, in dem ich in das eine ganz viele gesammelte  Muscheln und weiße Steinchen ablagerte. Die beiden anderen Schubladen waren für meine  Sachen.

Ich kann mich auch erinnern, daß wir zum Frühstück dort kleine Buttersternchen aufgetischt bekamen und ich die besonders schön empfand. Es gab ja bei der FDGB-Reise Vollverpflegung; Frühstück, Mittagessen und Abendbrot für alle Urlauber eines 14-tägigen Durchgangs.

Aber trotzdem kauften die Eltern zusätzlich frischen Rollmops und der war sehr delikat. Den aß ich damals sehr gerne.

Als meine Eltern mit mir das erste Mal zur Seepromenade liefen, ging ich mittig an ihren Händen und die Augen hatten sie mir verbunden. So war ich dann sehr erstaunt, über das große, weite Wasser, als ich schauen durfte.

Als meine Mutter in die Fluten/hohen Wellen rannte hatte ich kurzzeitig Angst, daß sie verschwindet und fing an zu weinen. Aber Vater stand ja tröstend neben mir und hielt zärtlich-streichelnd meinen Kopf.

Ich baute eine große, tiefe Sandburg mit meinem Vater, in der wir immer windgeschützt am Strand lagen  und auf einem, im Wasser liegenden Findling-Stein, konnte ich immer hochkrauchen. Ein  Spielfreund Fredi war meine 14-tägige Urlaubsbekanntschaft.

7 Kommentare zu “Erinnerung

  1. Liebe Brigitte,
    wie immer eine nette Geschichte aus Deiner Kinderzeit.

    Es ist schön, wenn diee Erinnerung immer wieder hervorgeholt werden können.
    Ich wünsche dir noch einen erholsamen Abend und grüße Dich bis zum Wiederlesen
    Irmi

  2. Hallo Brigitte,
    eine schöne Geschichte aus Deiner Kindheit.
    Mit Eierpampe spielen – wie niedlich :-).
    Erinnerungen kann uns niemand nehmen, gell?

    Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart
    Katinka

  3. Sind das schöne Kindheitserinnerungen! Im Sand buddeln und Burgen bauen ist für die kleinen Knirpse das Schönste am Strand. Ich war erst mit 16 Jahren das erste Mal an der Ostsee, auf Rügen. Und ich weiß noch – genau wie Du – wie ich das erste Mal am Strand stand. Blauer Himmel, keine Wolken, weißer Sand und das unendliche ruhige Meer. Diesen ersten Anblick habe ich immer noch in meinem Gehirn gespeichert :mrgreen:
    Liebe Grüße von Kerstin, hab noch einen netten Tag.

  4. hallo liebe brigitte,
    eine liebevolle erinnerung an deine kindheit und an schöne ferien.
    es liest sich gut, behütet mit freiraum für eine gute entwicklung.

    durch das watt und ebbe und flut ist das wasser hier oft sehr trüb und das herrlich klare wasser der ostsee fand ich beeindruckend.
    macht ihr noch ausflüge zur ostsee?
    lg kelly

  5. grad lese ich bei kerstin deinen kommentar 😀 – ich sags doch…
    schwaan als anknüpfungspunkt mal wieder…
    meine gemeinde vorher hatte schwaan als partnerstadt ❗

  6. Hallo liebe Brigitte 🙂

    was für eine schöne Erinnerungsgeschichte!

    toll, dass du dich an all das noch so genau erinnern kannst. Klingt einfach schön, Euer Ostseeurlaub damals .. Der Moment, als du zum ersten Mal das weite Wasser gesehen hast, war ganz sicher unvergesslich und ganz enorm. Überhaupt spricht ein schönes Gefühl von Geborgenheit bei deinen Eltern aus deiner Erzählung ..das ist wunderbar.

    „Eierpampe“ *gg* hattest du damit den Sand gemeint? das klingt wirklich süß. Und toll, dass du – ihr – sogar im Radio wart!

    Ganz liebe Grüsse zu dir,
    Ocean

  7. Liebe Brigitte,
    wunderschön zu lesen, deine Erinnerung. Die Erinnerungen aus unserer ( denke, wir sind so ein Jahrgang ) Kindheit, sind noch so schöööööön.
    Wenn man bedenkt, was die Kinder heute haben. Nicht alle, aber die meisten. Einen MP3 Player , statt Hausmusik, PC Spiele , die agressiv machen können, statt mit Puppen , Autos oder gemeinsame Spiele, wie “ Mensch ärger dich nicht “ nur ein Beispiel . Den Urlaub verbrachte man in den heimischen Gefielden uvm.
    Hach war das schön! Von wegen mit dem Auto, Bus oder Bahn zur Schule gebracht werden. Mein Schulweg war eine 3/4 Stunde Fußweg.
    Pommes, Pizza, Pasta , kannten wir nicht, es gab Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten und sonntags immer einen frischgepflückten Blumenstrauß für die Tischvase, auch aus diesem. Fleisch gab es nur Sonntags. Wurst, Käse war in den Nachkriegsjahren Luxus aber selbstgemachte Marmeladen und eingemachtes Obst für den Sonntagskuchen gab es reichlich.

    Gewaschen wurde nicht per Knopfdruck , ab in den Keller, dort war ein großes Bassain, wo die Wäsche erst eingeweicht wurde und am nächsten Tag im Kessel gekocht, der auf einem Kohlenofen stand. Die Wäsche gespült, durch den Wringer gedreht und daußen oder auf dem Speicher aufgehängt. Die sogenannten “ Schlechte Zeiten “ waren aber auch schöne.

    Ich könnte noch weiterschreiben 🙂

    Dir noch einen schönen Abend.
    Liebe Grüße, Anke

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