Heute schreibe ich mal … ?>

Heute schreibe ich mal …

… über meine Jugendweihe, die war Ostersonntag 1960.

Zur Jugendweihe waren auch meine, in Westberlin wohnende Oma, mütterlicherseits, und mein Cousin,  eingeladen.  Meine verstorbene Mutter hatte noch 3 Brüder, die ich aber nie als meine Onkels  kennenlernte und einer der Onkels hatte einen Sohn, der bei unserer gemeinsamen Oma großgeworden ist. Er ist 3 Jahre älter als ich.

Ich besuchte von klein an mit meinen Pflegeeltern monatlich meine Oma und freute mich, daß sie auch zu meiner Jugendweihe kam.

Die Jugendweihe-Veranstaltung wurde im Kultursaal des Patenbetriebes unserer  Schule, dem  VEB Elektrokohle, durchgeführt.

Am Vorabend waren meine Mutti und meine  Freundin mit meinen langen Haaren beschäftigt, um mir zur Jugendweihe eine neue Frisur zu zaubern. Aber leider bekamen sie meinen gewünschten Dutt nicht probeweise fest auf meinen Kopf und somit ging ich zur Feierstunde mit meinem Seitenzopf, mit dem ich auch meistens in die Schule ging.

Wochen zuvor war meine Mutter mit mir auf der Suche nach einem Festkleid. Ein Perlonkleid mit pastellfarbenem Blumenmuster und mit einem dazugehörigem weißen, schulterfreien Unterkleid, war mein Wunschkleid. Da ich im Ostteil der Stadt wohnte, gabs keinen schicken West-Gaze-Petticoat, sondern einen stark gestärkten Baumwolle- Halb-Unterrock   mit viel Spitze.

Da ich ab meinem 12,. Lebensjahr Orthopädische Schuhe tragen mußte, war es schwer, für mich ein paar nette, festliche Pumps zu bekommen. So kauften wir dann  schicke und eher zierlich ausschauende, flache Slipper,  zum Kleid passend.Einen Popeline- Mantel gabs auch noch.

Mein leiblicher Vater schickte mir aus London eine Silberkette und eine wunderschöne, weiße, gehäkelte breite und lange Stola. Die war was ganz Extravagantes.

Die Kette trug ich später dann sehr gern, aber an diesem Tage bekam ich zum ersten Mal die Goldkette mit einem Anhänger/Stein von meiner verstorbenen Mutter angelegt und mit der ging ich zur Jugendweihe. Diese Kette war das Hochzeitsgeschenk meines Vaters an meine Mutter. Meine Pflegeeltern hatten sie für mich aufgehoben. Sie paßte auch sehr gut zu meinem Jugendweihekleid. Ich habe sie heute noch und trage sie auch.

Meine Pflegeeltern kauften extra zu meiner Jugendweihe neues Geschirr und Silberbesteck. Zu Gast waren bei uns außer der Oma und Cousin, noch 3 Nenntanten, die Freundschaft bzw Jugendfreunde meiner Pflegeeltern waren.

Ich wurde vom Schuldirektor gebeten, eine Danksagung an den Patenbetrieb vorzutragen und so bin ich nach der Jugendweihe-Ehrenurkunden-Übergabe  nochmals auf die Bühne und sprach die Worte einer Danksagung, die meine Pflegemutter mir geschrieben hatte und die ich auswendig aufsagte. Der Patenbetrieb organisierte ja die gesamte Jugendweihefeier für uns und war auch für die festliche Ausschmückung des Kultursaales verantwortlich.

Für mich war die Jugendweihefeier leider sehr anstrengend, weil bei mir in der Nacht wieder mein Hautekzem ausbrach und ich am Morgen mit Nesselfieber aufstand.

Nach der großen Feier sind wir nach Hause gefahren und es gab Mittagessen. Danach mußte ich unbedingt reichlich Kühle an meinen Körper lassen, damit ich den Juckreiz nicht zu unerträglich empfinde. Somit ist mein Cousin mit mir zwangsweise  stundenlang durch die Straßen gelaufen und hatte ausgiebig mein Wohnumfeld kennengelernt. Wir sind auch weiter weg gelaufen und er hat bei einer ehemaligen Freundin in der Revaler Str., nahe der Sektorengrenze geklingelt, die er im Ostteil öfters besuchte.

Zum Kaffeetrinken und Abendessen waren wir wieder in der Wohnung. Ich war froh am Abend die Sachen ausziehen zu können und mich mit medi Salbe/Tinktur einreiben zu können. Nach 4 Wochen ebbte das Ekzem, das Nesselfieber,  bei mir wieder ab.

8 Kommentare zu “Heute schreibe ich mal …

  1. Liebe Brigitte,
    das sind sicher schöne Erinnerungen, die immer haften bleiben.
    Schön, daß du die Kette von Deiner Mutter noch immer trägst. ich habe einen Ring von ihr, den ich auch immer noch trage -sehr oft sogar. Wenn er auch total aus der Mode ist.
    Liebe Abendgrüße zu dir
    irmi

  2. Liebe Brigitte,
    ich kann mir gut vorstellen, dass das für dich ein anstrengender Tag war, auch wenn deine Pflegeeltern sicherlich alles gut organisierten. Aber so ein Tag ist doch ein beeindruckender Lebensabschnitt. – Ausgesprochenes Pech war natürlich das Nesselfieber. Schade.

    Viele liebe Grüße und ein schönes Restwochenende.
    Traudi

  3. Liebe Brigitte,
    schöne Erinnerungen hast Du wieder aufgeschrieben. Meine Güte, musste der Ausschlag denn ausgerechnet an dem Tag kommen? Manchmal ist das aber auch wie verhext.
    Ich habe mein Jugendweihekleid sogar noch, hatte 1980 Jugendweihe. Ich bekam meins aus dem Westen, so konnten wir uns die Rennerei ersparen. Vielleicht zeige ich es mal.
    Liebe Grüße von Kerstin.

  4. Hallo Brigitte,
    schöne Erinnerungen an einen schönen Tag – vom Nesselfieber mal abgesehen. Warum müssen solche Dinge immer im unpassendsten Moment auftreten?

    Dass mit der Kette finde ich sehr schön!

    Liebe Grüße
    Katinka

  5. Hallo liebe Brigitte 🙂

    immer wieder staune ich, wie genau du dich an alles von früher erinnern kannst – einfach toll! Hast du als Kind bzw in deiner Jugend Tagebuch geschrieben?

    Dein Kleid klingt richtig schön – kann es mir nach deiner Beschreibung sehr gut vorstellen. Aber zu schade, daß das Nesselfieber dich genau an DEM Tag erwischt hat, der für dich so wichtig war – darum war es natürlich auch sehr anstrengend ..dennoch ein unvergeßliches Erlebnis. Auch der Schmuck muß wunderschön sein – solche Stücke sind kostbar, auch im ideellen Sinne, von großer Bedeutung.

    Ich schicke dir ganz liebe sonnige Grüße zum Wochenstart, und einen lieben Schmuser für Tamy 🙂

    Ocean

  6. wenn du von deinen erinnerungen erzaehlst, kann ich mir das alles immer sehr gut vorstellen. ich freue mich immer wenn du aus deinem leben erzaehlst. das finde ich so richtig schoen und interessant.

    jugendweihe kenne ich leider nicht, hoert sich aber sehr festlich und schoen an. das kleid das du damals getragen hast sah bestimmt sehr huebsch aus.

    nesselfieber stelle ich mir unheimlich schlimm vor. du aermste. ich glaube wenn man aufgeregt ist, bekommt man es erst recht. und du warst sicher schon sehr vorfreudig und aufgeregt auf diesen grossen tag. das kann dann schon der ausloeser gewesen sein. tut mir echt leid, dass dir das nesselfieber deinen grossen tag so versaut hat. 4 wochen bis zum abklingen ist aber ganz schoen lange.

    hast du die beschwerden eigentlich immer noch oder haben die sich mit der zeit ergeben?

    lg
    Sammy

  7. Liebe Brigtte!
    Wieder eine schöne Erinnerungsgeschichte von dir. Ich habe beim Lesen fast das Gefühl, als wäre ich dabei gewesen. So lebendig hast du dein Fest beschrieben. Du musst toll ausgesehen haben in deinem Kleid. Ganz bezaubernd finde ich, dass du an diesem Tag die „Hochzeitskette“ bekommen hast. Welch schönes Erlebnis muss das für dich gewesen sein. Wie auch der ganze Tag.
    Eine gute Woche, bleib schön gesund und liebe Grüße,
    Christa

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Datenschutzerklärung